In der Kirche St. Dionysius in Munderkingen gibt es acht erhaltene Tafeln des ehemaligen Hochalters, die von einem unbekannten Meister, der der schwäbischen Schule zugerechnet wird, um 1473 gefertigt wurden. Aufgrund der Details und der variantenreichen Darstellung von Kleidung ist die Munderkinger Passion eine der beliebtesten Quellen für süddeutsche Kleidung im späten 15. Jahrhundert.
Jesus ist mit seinen Jüngern im Garten Gethsemane, im Hintergrund führt Judas die Häscher heran. Jakobus, ganz links unter den schlafenden Jüngern hat als Verwandert Jesu die gleichen Gesichtszüge.
Jesus bleibt trotz seiner Verhaftung gelassen und heilt sogar das Ohr des Schergen Malchius, dass diesem von Petrus abgeschlagen wurde.
Hinter Jesus steht Judas, der ihm den Judaskuss gibt.
Pontius Pilatus, der Statthalter der Provinz Judäa wäscht seine Hände in Unschuld. Die scheinbar hebräischen Buchstaben auf der Kleidung Pilatus' sind reine Phantasiebuchstaben. Vermutlich hat der Künstler hier die beiden Veurteilungszenen vor dem jüdischen Hohepriester Kaiphas und Pilatus zusammengefasst.
Pilatus mit Richterstab beobachtet die Geißelung Christi. Dieser ist abermals eher ruhig.
Die Kleidung der Schergen zeigt recht seltene Abbildungen von Wämsern, also Unterkleidung, die man sonst oft nicht auf Bildern sieht.
Mit gekreuzten Hasel- und Birkenstangen wird die Dornenkrone auf das Haupt Jesu gedrückt, während ein Knecht ihn verhöhnt.
In der Kreuztragung findet man gleich eine ganze Reihe wichtiger Figuren. Simon von Cyrene hilft das T-förmige Kreuz zu tragen. Im Hintergrund erkennt man Veronica mit dem Schweißtuch, dass das Antlitz Jesu trägt und links stehen Johannes, Maria und deren Schwester Maria, Frau des Klopas.
Die Kreuzigung ist ebenfalls voller bekannter Figuren. Zu Johannes und den beiden Marias, sowie Veronica gesellt sich noch Longinus mit der Lanze der Jesus in die Seite gestochen hatte. Vor allem ist hier unter dem Kreuz aber Maria Magdalena anwesend, trauernd unter dem Kreuz, deren Kleidung die Gleichsetzung mit der fußwaschenden Sünderin des Lukas-Evangeliums ausdrückt.
Der Hauptmann, dem die Worte: "vere filius dei erat iste" (wahrhaftig, dieser Mensch war Gottes Sohn) als Spruchband beigefügt wurde, trägt einen Harnisch der recht gut die Mode der Zeit wiedergibt.
Die Auferstehung Jesu, hier aus dem versiegelten Grab zeigt Ähnlichkeiten zu bekannten Werken wie Schongauer, was den Schluss zulässt, dass der Künstler durchaus über die wichtigen Werke seiner Zeit informiert war.
Zwei weitere schlafende Wächter. Der obere trägt einen eher selten zu sehenden Textilharnisch, ganz ähnlich den erhaltenen Stücken in Lübeck und Stendal.
Der Untere einen eigentlich überholten Ringpanzer mit zweifingrigen Handschuhen.
Einer der schlafenden Wächter am Grab Christi. Die Attribute seiner Rüstung wie die Konstruktion der Schultern und die Bolzen für den Rüsthaken lassen auf einen italienischen Exportharnisch schließen.
Kein Teil der Passionsgeschichte, aber ehemals auf der Rückseite einer der anderen Tafeln, das Martyrium des Hl. Dionysius. Hier auf dem Rost, eine Geschichte die mehrfach in Heiligenviten vorkommt und bei dem Heiligen Laurentius am bekanntesten ist. Die Kleidung der Knechte zeigt, dass diese Tafel vermutlich einige Jahre nach den Passionstafeln gemalt wurde.
Die zweite Tafel des Martyriums des Hl. Dionysius. Hier wird er enthauptet.
Die technisch besten Werke des Meisters der Munderkinger Passion sind diese beiden Tafeln, die ehemals Menschengroße Darstellungen waren, die später auf das heutige Format zugeschnitten wurden. Hier der Erzengel Michael.
Die technisch besten Werke des Meisters der Munderkinger Passion sind diese beiden Tafeln, die ehemals Menschengroße Darstellungen waren, die später auf das heutige Format zugeschnitten wurden. Hier der der Heilige Nikolaus, erkennbar an den drei goldenen Kugeln, die er der Legende nach drei armen Jungfrauen durchs Fenster warf. Der Ursprung der Nikolausgeschenke.